Gespräche, Gedanken und …Veränderung?

„Und, wie war es in Griechenland?“ Ich schlucke. Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und lässt alle Worte irgendwie schwer, irgendwie kratzig klingen. Ich überlege, versuche Worte zu finden, stottere irgendwas und weiß nicht genau, was ich darauf antworten soll. Toll? Schrecklich? Beeindruckend? Auf jeden Fall viel zu viele Eindrücke um davon wie von einem Urlaub erzählen zu können. Zurück hier in Potsdam, im Alltag anzukommen, damit hatte jede*r von uns auf seine ganz eigene Art erstmal zu kämpfen. Manche von uns schafften es schneller, wieder in den gewohnten Umgebungen, Gedanken und Gesprächen Fuß zu fassen, andere brauchten ein oder zwei Wochen um nicht noch jede Situation mit der, der Menschen im Camp zu vergleichen.
Jetzt sind immerhin schon zwei Wochen vergangen, seitdem auch die letzten unserer Gruppe zurück ist. Schon vor Ort, auf der Rückreise und bei unserem ersten Nachtreffen sind wir uns einig: Nur weil wir nicht mehr in Nordgriechenland sind, hört die Arbeit und das Engagement nicht auf. Vielleicht fängt es auch hier gerade erst richtig an. Denn die Menschen müssen raus aus den überfüllten Lagern, runter von den Straßen. Die Kinder müssen in die Schule gehen können, sie brauchen Sicherheit, wärme, eine Heimat, offene Arme und Herzen.
Unsere „Mission“ ist es jetzt unsere Eindrücke breit an Potsdams Bürger*innen und andere interessierte Menschen weiter zu geben. Möglichst viele Menschen zu erreichen, aus deren Köpfen die Misere in Griechenland schon längst in den Hintergrund gerückt ist und langsam immer weiter verblasst. Nur zusammen haben wir die Chance zu zeigen, dass wir (erstmal vor allem in Potsdam) bereit sind Weltoffenheit zu zeigen und bunt zu sein. Dass wir alle etwas Verändern möchten! Also setzen wir uns zusammen, ordnen unsere vielen Gedanken um sie weitestgehend strukturiert vortragen zu können, schreiben Pressetexte, Blogeinträge und nicht zuletzt auch eine Forderung an die Stadtverordnetenversammlung. Denn die tatsächliche Umsetzung liegt am Ende leider immer  noch bei unseren Lokalpolitiker*innen.

Zu fünft sitzen wir bei der ersten Fraktionssitzung. Es ist ausgerechnet die der CDU. "Die Arbeit fängt doch in Deutschland erst an" Sagt einer im Anzug, wir schlucken und denken an all die Einrichtungen, die hier schon ins Rollen gekommen sind.
Zu fünft sitzen wir bei der ersten Fraktionssitzung. Es ist ausgerechnet die der CDU. „Die Arbeit fängt doch in Deutschland erst an“ Sagt einer im Anzug, wir schlucken und denken an all die Einrichtungen, die hier schon ins Rollen gekommen sind.

Uns bleibt also nichts anderes übrig, als auch sie von der Dringlichkeit zu überzeugen, als Stadt Potsdam etwas der humanitären Katastrophe in Nordgriechenland, Italien und an den inneneuropäischen Grenzen entgegenzusetzen. Was genau wir fordern, und vor allem auch warum, steht in diesem Forderungsbrief. Um zu zeigen, dass wir viele sind, dass wir laut und bereit sind, brauchen wir alle, die etwas zu sagen haben. Euch. Denn je mehr sich dafür aussprechen, dass Potsdam unabhängig aller zeitverzögernden, unmenschlichen Relocation- und Behörden-Vorgänge auch Verantwortung übernehmen kann und eine (bis jetzt nicht festgelegte) Anzahl an schutzsuchenden Menschen aufnehmen kann. Die Kapazitäten sind da. Der Rückhalt ist da. Jetzt muss nur endlich auch etwas passieren.

„Wo kann ich denn Wintersachen spenden, für die Kinder in KALOCHORI?“ war auch eine der häufigeren Fragen, die mir gestellt wurden, seitdem ich wieder hier bin.  Im Rahmen der bundesweiten Aktion „Warm Lights To Survive“ wird es jetzt auch in Potsdam die Möglichkeit geben, Kleiderspenden abzugeben, die dann Ende November 2016 mit einem großen Truck nach Thessaloniki und Umgebung gefahren und dort verteilt werden.

Sagt euren Freunden und Freundesfreunden bescheid! Abgabeschluss ist der 30.November!
Sagt euren Freunden und Freundesfreunden bescheid! Abgabeschluss ist der 30.November!

Ich stelle mir vor, eingehüllt in meine drei Jacken, Mütze und Schal, wie sich der Winter immer weiter Richtung Süden schleicht. Dass bald, langsam aber sicher, auch in Griechenland beim Ausatmen Dampfwolken entstehen und dass ich ohne Heizung und warmen Socken wahrscheinlich nie wieder die Wärme in meinen Körper bekommen würde. Die Menschen brauchen Klamotten! Vor Allem bedarf es warmer Kinderkleidung, Schals, Mützen, warmen Schuhen (auch für Erwachsene) und nicht zu vergessen auch Männerkleidung (Hosen, Jacken, Pullis) überwiegend in den Kleidergrößen S und M.

Engagierte können sich melden unter: [email protected] um selbst mitzuhelfen, die Spenden zu sortieren.

 

Es ist gar nicht so schwer etwas zu tun. Wir müssen nur damit anfangen!